Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen, die Pandemie leider nicht. Gelegentlich war in den letzten Monaten in Wirtschaftsmedien von einer sog. 95/5 Wirtschaft die Rede. Gemeint ist
damit, dass wir im laufenden Jahr lediglich rund 95% der vor der Krise vorausgesagten Wirtschaftsleistung erreichen könnten, d.h. uns mit einem möglichen 5% Minus an Bruttoinlandprodukt (BIP) aus
dem Jahr 2020 verabschieden werden. Konkret würde dies einem volkswirtschaftlichen Verlust von rund 35 Milliarden Franken gleichkommen.
Eine sehr ähnlich gelagerte Entwicklung und entsprechende Parallelen werden auch mit Blick auf die Entwicklung im ICT-Markt sichtbar. Anfang des Jahres rechneten wir im Rahmen unserer ersten
Studienarbeiten und daraus resultierenden Prognose noch mit 3.4% Wachstum. Wir gehen derzeit auf der Grundlage unseres Herbst Update und unserem Basis Szenario von einem Minuswachstum von 4.2
Prozent im Schweizer ICT-Markt (B2B) aus. Mag auf den ersten Blick verkraftbar erscheinen. Immerhin erreichen wir trotz Krise und unsicherer Wirtschaftslage noch rund 96% der
ICT-Wirtschaftsleistung (B2B) aus dem Vorjahr, so denn unsere Prognosen zutreffend sind. Konkret bedeutet dies, dass wir 2020 knapp 800 Millionen Franken unter dem ICT-Ausgabentotal 2019
zu liegen kommen. Auf den Arbeitstag umgerechnet sind dies rund 3.33 Millionen Franken weniger an Bestellungen, Projektaufträgen und Lizenzumsätzen.
Die 4.2% Minus lassen sich aber längst nicht gleichmässig auf alle Segmente des ICT-Marktes umrechnen. So wie einzelne Branchen in der Schweizer Wirtschaft deutlich mehr als die 5% an
Wirtschaftsleistung und Umsätzen verlieren (z.B. Gastronomie, Hotellerie, Tourismus, Veranstalter) und auf der anderen Seite Onlineshops oder auch Logistikunternehmen überdurchschnittlich
profitieren, verzeichnen wir auch im ICT-Markt eine stark polarisierte Entwicklung. Auch hier haben wir Segmente, welche im laufenden Jahr rückläufige Umsätze und Aufträge verzeichnen,
während andere weit über dem Durchschnitt zulegen werden. Und weit über dem Durchschnitt heisst hier, eine deutlich positive Geschäftsentwicklung aufweisen. Denn wie erwähnt gehen wir
auf der Grundlage unseres Basis Szenarios von einer Schrumpfung des gesamten Marktes von 4.2% im 2020 aus.
Zu den Gewinnern mit einer Wachstumsrate im positiven Bereich zählen wir 2020 u.a. Teilmärkte wie Security, Collaboration und Communication, Workplace und Cloud Services. Auf der
Verliererseite finden sich Infrastruktur und Anwendungen, welche ausschliesslich noch in Eigenregie und im eigenen Hause betrieben werden. Ebenso negative Wachstumsraten sehen wir auch im Bereich
der Maintenance, des Marketings und der Ausbildung.
Mit Blick auf 2021 lässt sich vor allem eines zum Ausdruck bringen: Prognosen zu erarbeiten, ist bedingt durch die volatile Verfassung der Märkte und unsicheren Wirtschaftsaussichten
herausfordernder und komplexer geworden. Derzeit arbeiten wir an der Weiterentwicklung unseres Herbst-Modells mit unterschiedlichen Szenarien, immer unter Berücksichtigung einer
entsprechenden Risiken- und Chancen Perspektive. So rechnen wir bei unserem Basis Szenario für das kommende Jahr mit einem Sprung der Wachstumsrate für den gesamten ICT-Markt auf 4.3%. Und sollte
dies zutreffen, werden wir das Jahr 2021 wieder auf dem Niveau von 2019 abschliessen.
Publikation Artikel: November/Dezember 2020 Autor: Philipp A. Ziegler, CEO, MSM Research AG